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In der Zeit
zwischen dem preußisch-österreichischen Krieg von 1866 und dem
deutsch-französischen Krieg 1870-71 stand neben anderen Truppen das
preußische Husarenregiment 15 in Düsseldorf. Ihm gehörten
neben zahlreichen Adligen auch manche Düsseldorfer Bürgersöhne an
und so finden wir neben dem Namen Bismarck, Fürstenberg und anderen
mehr auch den Namen Achenbach.
Dieser letztgenannte junge Husarenoffizier in
grüner Uniform mit Silberschnüren und rotem Passepoil war ein Neffe
der Brüder Andreas und Oswald Achenbach, deren Ruhm als romantische
Landschaftsmaler im In- und Ausland auf seinem Höhepunkt
war. Seidengroßhandel und in ihres Vaters Generation eine
wichtige in Russland basierte Tabakfabrikation hatten die ganze
Familie Achenbach zu großem Wohlstand und Ansehen in der
aufblühenden niederrheinischen Handelsstadt gebracht. Die Brüder
Andreas und Oswald bewohnten mit Ihren Familien elegante große
Häuser in der Nähe der Kunstakademie und ihre schönen Töchter waren
Anziehungspunkt für die eleganten Husarenoffiziere.
Benno Achenbach, Maler Oswalds jüngster und
einziger Sohn nach vier Töchtern, war in jenen Jahren ein kleiner
Volksschüler, aber wie sein Vater, Onkel und Großvater mit Stift und
Pinsel früh begabt. Oft vom Vater mitgenommen auf dessen Reisen nach
der Schweiz und nach Italien übte er sich unter dessen Anleitung
und brachte es schon bald zu erstaunlichem Können im Skizzieren und
Karikieren von Menschen, Pferden und Gespannen, mit denen er durch
die grünen Husaren in ständigen Kontakt gekommen
war.
Als er,
10-jährig, einmal in Italien südländischer Grausamkeit mit Pferden,
besonders im Anspannen und Fahren begegnete, war sein Ziel erkannt:
Kutscher wollte er werden Kutsch-Fahrer im edelsten Sinne, Kämpfe
mit der Devise „den Pferden vorm Wagen die Arbeit so leicht wie
möglich zu machen".
Nach dem
70er Kriege hatten zwei seiner Cousinen, zwei seiner Schwestern und
auch eine russische Achenbach-Cousine zweiten Grades grüne Husaren
geheiratet. Die Letztere, Clara, 10 Jahre älter als der Jüngling
Benno, hatte den elegantesten aus der Reihe geheiratet: den jungen
Grafen August Bismarck, einen süddeutschen Vetter des "eisernen
Kanzlers" und durch dessen Ruhm Träger des berühmtesten und
geachtetsten Namens des damaligen deutschen Reiches.
Benno wurde nun schon als Gymnasiast ständiger
Gast im Haus Bismarck in Düsseldorf und eine Gruppe von etwa 30
Skizzen aus den 70er Jahren zeigt, wie sehr er durch den
angeheirateten älteren Husaren-Vetter in seiner Pferdepassion
gefördert wurde. Schon 1873 fuhr Achenbach das Bismarck'sche
Tandem, auch das des Baron Eppinghofen: aus dem bürgerlichen
Kaufmannsspross und Künstlersohn wurde der Gentlemanfahrer edler
Gespanne.
Noch
während der Schulzeit verschaffte sich der junge Achenbach jede
einschlägige Fachliteratur und verbrachte alle Freizeit im Studium
und auf dem Bock.
Als die
Schulzeit zu Ende war, ließ er sich In Düsseldorf nicht mehr halten,
sein Weg ging von Fahrstall zu Fahrstall, war doch im Glanz der
„Gründerjahre" im Deutschland der 70er und 80er Jahre das bis dahin
wenig bekannte englische Sportfahren erfolgreich neben das bisherige
Zweckfahren getreten. So fuhr Achenbach die erste deutsche Coach für
den Grafen Waldeck, der bald die Friedländer'sche, die Bismarck'sche
und die Schwabach'sche folgten. Anregung und Ausbildung suchte
Achenbach dreimal beim englischen Fahrlehrer Howlett in Paris,
studierte anschließend in England selbst Fahren und Anspannen in
traditionellem Stil.
August
Bismarck, in den 80er Jahren beim 1. Garde Dragoner Regiment in
Berlin Dienst leistend, brachte dem jüngeren, nun schon sehr
bekannten Fahrer-Vetter aus dem Rheinland neue Verbindungen und
schuf auch die erste Verbindung zwischen seinem, eigenen
Jugendfreund, Baron Reischach, (wie Bismarck aus dem alemannischen
Hegau nach Norden verschlagen) und dem talentierten jungen Fahrer
Achenbach. Während Bismarck mit der Entlassung des "eisernen
Kanzlers" auch seinen Abschied nahm und sich am Kaiserstuhl der
Traberzucht verschrieb, übernahm Reischach zu Anfang dieses
Jahrhunderts den Königlichen Marstall in Berlin und schlug dem
Kaiser vor, Achenbach mit der Reorganisation des
Fahrunterrichts zu beauftragen, ihm den gesamten fachlichen und
künstlerischen Stil an Wagen, Geschirren und Livreen anheim zu
geben.
Das
Distanzfahren, das Geländefahren, die alljährlichen Korso mit
blumengeschmückten Wagen der glücklichen Jahre vor dem ersten Krieg
gehen alle auf Achenbachs Anregung, Anleitung und unermüdlichen
Einsatz zurück. Achenbach hat dabei in ständigem Austausch mit der
englischen Fahrtradition gestanden und so ist es nicht von ungefähr,
dass der Herzog von Edinburgh 1981 in Zug die Schule Achenbach als
stark von der englischen Schule beeinflusst bezeichnete. Für
seine Verdienste um das deutsche Fahren wurde Benno Achenbach von
Wilhelm II. in den erblichen Adelstand erhoben. Im ersten Weltkrieg
der Heeresgruppe Eichhorn zugeteilt, bemühte sich Achenbach um eine
felddienstgerechte Truppen-Fahrvorschrift und gab nach dem Krieg an
der Kavallerie-Schule Hannover mit Rittmeister Pape die Grundlagen
für den turniergerechten Fahrunterricht.
Über August Bismarcks Schwager, General Ulrich
Wille und dessen Tochter, die bekannte Turnierreiterin Renée
Schwarzenbach, Bokken - in ihrer Jugend selber durch Achenbachs
Fahrschule gegangen -
wurde der Kontakt zu
Oberst Ziegler, dem damaligen Kommandanten der schweizerischen
Pferde-Regie-Anstalt Thun geschaffen. So beeinflusste Achenbach in
den 20er Jahren als Leiter der alljährlichen Fahrkurse in Thun
maßgebend den schweizerischen Fahrstil. Aus seiner Schule gingen die
Altmeister Bieri, Neukomm, Rothacher (Vater), Schwab und von ihnen
nachgezogen Christinat, Houriet, Dubey und Rothacher (Sohn) hervor
und schufen somit auch in der Schweiz aus erster Hand echte
Achenbach-Tradition.
Der
Meisterfahrer und auch hervorragende Reiter Benno von Achenbach, von
stattlich großer, imponierender Statur - seit 1906 mit Martha
Marcus, auch sie eine begabte Tandemfahrerin, verheiratet - hat dann
bis 1935 noch als Richter an Turnieren gewirkt, unter anderem
zweimal auf dem Kasernenhof in Zürich.
Dem Schönen und Edlen, dem Stilvollen wie auch dem
Praktischen ein Leben lang verbunden, ist der Pionier heutigen
kontinentalen Fahrens am 15. Oktober 1936 nach kurzer Krankheit in
Berlin ohne Nachkommen gestorben. Martha v. Achenbach hat ihren Mann
um Jahre überlebt und ist, vom zerbombten Berlin geflohen, 1947 in
Süddeutschland gestorben.
Die einst
von Achenbach gefahrenen ßismarck'schen und später Bockener Wagen
stehen heute als Leihgaben im Wagenmuseum in Amriswil / Schweiz, des
Meisters Name aber lebt fort in seinen Nachfolgern und besonders in
diesem, seinem Namen gewidmeten Magazin edler
Fahrkunst.
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