ANLEITUNG  ZUM  GESPANNFAHREN
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BEURTEILUNG        (Exterieur und Interieur)                                 W.Fr.Bartels

Bevor eine endgültige Entscheidung zum Kauf eines oder mehrere Pferde ansteht, erfolgt die Beurteilung.

Der Unerfahrene lässt sich dabei leider allzu leicht von Einzelheiten beeinflussen und übersieht unter Umständen wesentliche Mängel. Zunächst unterscheidet man bei der systematischen Beurteilung das  "Exterieur"  vom  "Interieur".  Mit Exterieur bezeichnet man das äußere Erscheinungsbild.  Das ist das Gebäude des Pferdes.  Die Körperform, Größe, Länge, Gewicht sowie Stärke der Gliedmaße, die Bemuskelung, Kopfform, Halsansatz,  Winkelung der Gelenke aber auch Farben und Abzeichen.

Unter dem Begriff  "Interieur"  versteht man die psychisch und geistig bedingten Eigenschaften des Pferdes.  Dazu gehören Verhaltensweisen, Charaktereigenschaften und auch die nervliche Belastbarkeit.  Untugenden wie Beißen, Schlagen, die Neigung zu Überreaktionen, Angst und Sensibilität sind unter der Bezeichnung "Interieur"  einzuordnen.

Ein weiterer wesentlicher Punkt bei der Beurteilung ist der Ausbildungsstand.  Ferner ist auf das Alter und den Gesundheitszustand zu achten. Bei Stuten oder Hengsten ist die Zuchttauglichkeit und der Abstammungsnachweis  (Papiere)  wichtig.    Zur annähernd richtigen Beurteilung gehört sehr viel Erfahrung, es ist unbedingt empfehlenswert,  einen Fachmann hinzuziehen.  Darüber hinaus sollte vom Tierarzt eine Ankaufsuntersuchung vorgenommen werden. 

Zum Fahren besonders geeignet sind Pferde, die weder nervös noch schreckhaft reagieren, ein ausgeglichenes Wesen und gute Charaktereigenschaften haben.  Ferner sollen sie Vorwärtsdrang besitzen und aufmerksam sein. Abgestumpfte und faule Pferde sind ungeeignet. Die wichtigste Gangart beim Fahrpferd ist der Schritt.  Es ist daher vorrangig, auf einen guten, raumgreifenden Schritt zu achten.  Korrekte Grundgangarten sind für das Fahren erwünscht. Beim Zwei- oder Mehrspännigfahren soll das Gangvermögen zusammen passen  (Passer).

Ein nicht zu tief angesetzter Hals, genügend Ganaschenfreiheit und eine breite Brust sind vorteilhaft.  Das Fahrpferd soll sich gut beizäumen lassen und durch das Genick gehen können.    Zwischen  Buggelenk  und Halsansatz muss ausreichend Platz für das Brustblatt sein,  dass  weder die Beweglichkeit der Schulter behindert wird,  noch durch Druck auf den Hals die Atmung beeinträchtigt ist.
Ein Schwanenhals bereitet dem Pferd Schwierigkeiten,  an das Gebiss heranzutreten. Der Hirschhals mit starkem Unterhals hindert es,  zu der gewünschten  „Losgelassenheit"  zu kommen.

Eine schräge Schulter  - nicht steiler als  45 Grad -  ist  Voraussetzung  für genügend Raumgriff.  Die gut bemuskelte,  ausgeprägte  Hinterhand  ist  für  die Schubkraft, die wie beim Reitpferd, von  hinten kommen soll,  sehr wichtig. Auch auf korrekte Beinstellung ist zu achten, die Gelenke sollen klar und trocken sein, das heißt keine Gallen und Überbeine haben. Fassbeinige oder kuhhessige Pferde sehen nicht gut aus und neigen zu verfrühtem Verschleiß der Gelenke. Die gut gewinkelte Stellung der Hinterbeine ist von Vorteil.

Im Vergleich zum rechten Pferd kann man die Fehler des linken deutlich erkennen.    Der Hals ist zu tief angesetzt, es hat kaum Ganaschenfreiheit und kann deshalb nicht gut   "durch's Genick gehen", ferner ist die Schulter viel zu steil. Ein raumgreifender Schritt  ist daher nicht möglich. Der Senkrücken kommt häufig bei älteren Zuchtstuten vor, er ist in diesem Fall   ein  nicht unbedingt als Fehler zu bezeichnender Exterieurmangel. Ein Karpfenrücken ist ein fehlerhaft nach oben gewölbter Rücken (Buckel).

       faßbeinig         kuhhessig        gerade                    zeheneng           zehenweit             gerade                         


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