ANLEITUNG  ZUM  GESPANNFAHREN
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GESPANNFAHREN  (VORBEREITUNGEN UND ANSPANNEN)        W.Fr.Bartels

Zu den Vorbereitungen einer Kutschfahrt gehört das Putzen der Pferde, das Kontrollieren des Hufbeschlags und das korrekte Anpassen des Geschirrs.     

Ferner sollten Bremsen und Beleuchtung des Wagens überprüft werden. Der Drehkranz muss gefettet sein, damit die Lenkung leichtgängig ist.  Die Räder sollen ebenfalls leicht laufen aber nicht zu viel Spiel haben.  Die Deichsel muss zur Größe der Pferde passen und richtig stehen.   Das heißt, die Deichselbrille soll etwa  40 cm vor der Pferdebrust enden und sich etwa in Höhe des Buggelenks befinden.   Selbstverständlich fährt man nicht mit dreckigem Geschirr und Wagen los.

Den auf der Stallgasse oder an der Anbindung festgemachten Pferden wird zunächst das Stallhalfter abgenommen und anschließend wie ein Halskoppel einfach über den Hals gestreift. Jetzt wird das Kumt verkehrtherum, die spitze Seite nach unten, über den Pferdekopf gestreift und dann in Richtung der Seite, wohin die Mähne fällt, gedreht, bis die Kumtspitze nach oben zeigt. Bei Verwendung des Brustblattgeschirrs streift man das Brustblatt umgekehrt, mit dem Aufhaltering nach oben, so über den Pferdekopf, dass dieser zwischen den beiden Halskoppelriemen bzw. Bugriemen hindurchgeführt wird. Nun dreht man das über dem Pferdehals hängende Geschirr ebenfalls in Richtung der fallenden Mähne soweit, bis das Brustblatt vor der Brust des Pferdes liegt und der Kammdeckel sowie der Nackenriemen in die richtige Lage gebracht werden können. Das Brustblatt liegt korrekt etwa zwei Finger breit über dem Buggelenk, aber knapp unter dem Halsansatz. Nachdem dann der Schweif durch die Schweifmetze gesteckt worden ist, wird der Kammdeckel angehoben und in die richtige Lage, etwa eine Handbreite hinter den Widerrist gebracht und dann der große Bauchgurt festgeschnallt.                                   

Manche Pferde sind empfindlich, sie vertragen es nicht, dass der Bauchgurt gleich fest angezogen wird. In diesem Fall wird erst locker geschnallt und später, nach einigen Metern Fahrt, nachgezogen.  Der kleine Bauchgurt bleibt locker. Wenn nun das Geschirr korrekt aufliegt, wird das Kopfstück mit der Doppelringtrense oder der Fahrkandare verpasst.  Die versteckt angebrachten Durchlässe des Nasenriemens zeigen beim Zweispänner nach innen, während die Rosette nach außen zeigt. Indem man den Daumen in den zahnlosen Maulwinkel steckt, öffnet das Pferd sein Maul, man kann nun das Mundstück der Trense oder Kandare in die richtige Lage, oberhalb der Zunge in den Maulwinkel legen. Wenn ein Pferd die Zunge über das Gebiss legt oder mit dem Kopf schlägt, weil das Mundstück auf den Wallachzahn schlägt, ist die Trense oder Kandare nicht hoch genug eingeschnallt. 

Die Blendleder oder Scheuklappen werden so angepasst, dass das Auge etwa am unteren Rand des oberen Drittels dieses Blendleders liegt.  In die Blendlederriemen ist ein Draht eingenäht, dieser ermöglicht das Auseinanderbiegen der Blendleder, so dass Augenlider oder Wimpern nicht berührt werden. Jetzt wird der Nasenriemen festgeschnallt, dass das Pferd sein Maul beim Fahren nicht aufsperren kann. Zwischen dem festgeschnallten Kehlriemen und der Kehle soll etwa eine Handbreite Platz sein, es sei denn, man hat Pferde, die dazu neigen, das Kopfstück abzustreifen.  In diesem Fall darf der Kehlriemen fest angezogen werden. Die Kinnkette der Kandare wird so eingehängt, dass die überzähligen Kettenglieder gleichmäßig nach beiden Seiten des Pferdemauls überhängen. Vorher wird die Kette nach rechts ausgedreht, der in der Mitte angebrachte Scherring soll nach unten zeigen. Durch diesen Scherring wird, vorwiegend in England, ein Scherriemen gezogen. Dieser hat speziell bei Verwendung der Buxtonkandare die Aufgabe, diese Kandaren stets etwas angezogen zu halten, dass die Pferde nicht nach den Unterbäumen schnappen können oder mit dem Kopf nickend mit der Kandare spielen.

Bei strotzender Kandare, das bedeutet, die Kandarenbäume stehen nach vorne ab, aber auch bei durchfallender Kandare, in diesem Fall stehen die Kandarenbäume zu weit nach hinten, ist das Kopfstück nicht richtig angepasst.  Man versucht jetzt durch Umschnallen an den Durchlässen die bessere Anpassung zu erreichen.  Bei strotzender Kandare ist oft der Nasenriemen zu lang, das heißt, der vordere Durchlass würde bei gleichzeitiger Verlängerung der Kinnkette für Abhilfe sorgen.
Bei leicht angenommener Leine soll die Kandare im Winkel von ca. 35- 45 Grad nach hinten stehen.                                  

                                                                    Abb. rechts   strotzende Kandare

Fortsetzung

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